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2024-01-08
Annabelle Theobald

CISPA-Faculty Dr. Michael Schwarz hat Tenure-Track erfolgreich abgeschlossen

Nachdem er sich in den vergangenen Jahren durch hervorragende Forschung und Lehre mehr als bewährt hat, hat sich Michael Schwarz nun den Status als Faculty „auf Lebenszeit“ am CISPA gesichert. Was das für ihn bedeutet und was er leisten musste, um dort hinzukommen, erzählt er im Interview.

Michael Schwarz forscht seit dem Jahr 2020 am CISPA zu Seitenkanalangriffen in Mikroarchitekturen und zu Systemsicherheit. Er war Teil eines der Forschungsteams, das in der Vergangenheit unter anderem die Meltdown-, Spectre-, Fallout-, LVI- und die ZombieLoad-Schwachstellen in Prozessoren gefunden hat. Seit 1. Januar 2024 ist er nun „tenured“, also Faculty auf Lebenszeit – wenn er das möchte.

Michael, erstmal herzlichen Glückwunsch zum neuen Status als festangestellter Faculty. War die langfristige Perspektive, die das Tenure-Track-Programm eröffnet, für dich ausschlaggebend ans CISPA zu kommen?

In gewisser Weise schon, ja. Es ist leider immer schwierig, in der Forschungswelt langfristige Verträge zu bekommen. Nach dem PhD kann man sich nur auf kurzfristige Post-Doc-Stellen bewerben oder eben für den Tenure-Track an einer Universität oder anderen Forschungseinrichtung. Das CISPA-Angebot war vor allem deshalb so interessant, weil das CISPA renommiert ist, und zudem noch wächst. Damit gibt es hier noch einige Stellen. Wenn wir im Tenure-Track die Bedingungen erfüllen, haben wir also eine Garantie, übernommen zu werden. An Universitäten ist es häufig so, dass es zwar mehrere Tenure-Track-Stellen gibt, aber nur eine sehr beschränkte Anzahl an Tenure-Positionen. Nur ein gewisser Prozentsatz der Absolventen bekommt also wirklich im Anschluss auch eine Stelle. Das CISPA hat mir da eine andere Sicherheit gegeben.

Was bedeutet es „tenured“ zu sein? Was ändert sich für dich damit?

Es bedeutet für mich, mehr Jobsicherheit zu haben und den Fokus auch auf größere Projekte setzen zu können. Zudem wird meine Forschungsgruppe damit noch größer, weil ich mehr Stellen vergeben kann. Die Planungssicherheit, die ich jetzt habe, haben zudem dann ja auch meine PhD-Studierenden. Ich bin für sie verantwortlich und es ist gut zu wissen, dass sie ihren Abschluss bei mir in Ruhe machen können. Ich freue mich wie gesagt auch darauf, jetzt auch vermehrt längerfristige größere Projekte und Herausforderungen anzugehen. Wenn man „tenured“ ist, ist der Druck, wissenschaftliche Arbeiten zu publizieren, nicht mehr so hoch. Natürlich veröffentliche ich trotzdem weiter auch Paper und arbeite an kleineren Projekten, aber ich kann jetzt eben auch Zeit in Ideen investieren, die vielleicht kurzfristig noch keine direkt verwertbaren Ergebnisse hervorbringen.

Was müssen Faculty am CISPA leisten, um den Status der Festanstellung zu erreichen?

Im Tenure-Track muss man viel publizieren. Es gibt keine konkreten Vorgaben zur Menge der Paper, aber CISPA ist an der Weltspitze in der Cybersecurity-Forschung und wir wollen und müssen mit hochwertigen Publikationen dazu beitragen, dass das so bleibt. Dabei muss die Qualität stimmen. Beides zu schaffen, also eine ordentliche Menge wirklich guter Paper zu schreiben, ist viel Aufwand und eine große Herausforderung. Im Tenure-Track und natürlich auch jetzt als „tenured“ Faculty habe ich darüber hinaus die verschiedensten Aufgaben. Forschung ist und bleibt natürlich der Hauptteil unserer Tätigkeit, aber wir bilden auch aus und damit meine ich nicht nur PhD-Anwärter:innen, sondern auch Bachelor- und Master-Studierende. Wir engagieren uns in der Lehre, schreiben Paper-Gutachten, halten Vorträge und kommunizieren unsere Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit. Zudem haben wir noch eine Reihe von Aufgaben, die niemand sieht. So müssen wir unsere eigene Buchhaltung machen, Reisen planen und Beschaffungsaufträge schreiben. Das wird aber, was ich so höre, als „tenured“ Faculty eher noch mehr (lacht).

Was würdest du jungen Forschenden raten, die sich für das Tenure-Track-Programm am CISPA bewerben wollen? Hast du Tipps? 

Ich kann nur sagen, dass der Wechsel auf die „andere Seite“ den Horizont erweitert. Plötzlich ist man selbst für alles verantwortlich und kann eigene Entscheidungen treffen. Es macht sehr viel Spaß, nicht mehr so abhängig zu sein. Gleichzeitig verstehe ich heute viel besser, warum mein Supervisor früher manchmal so entschieden hat, wie er es tat.

Für die Bewerbung als Tenure-Track-Faculty und auch für die spätere Arbeit ist es wichtig, sich selbst einen soliden Plan zu erstellen und nicht nur von Paper zu Paper zu hetzen. Wer in der Forschung bleiben will, sollte sich selbst kurz-, mittel- und langfristige Ziele setzen und diese verfolgen. Stellt euch die Frage: „Was ist mein großer Plan für die nächsten Jahre? Wie kann ich diese Ziele erreichen?“ Und dann muss man das wieder in kleine Portionen herunterbrechen und Teile davon an die PhD-Studierenden geben. Mir hat diese Planung sehr geholfen, meine Gedanken zu strukturieren und auch auf neue Ideen zu kommen. Erst kürzlich habe ich meine Bewerbung nochmal angeschaut und festgestellt, dass ich einen guten Teil meiner gesetzten Ziele auch erreicht habe und dass die verbliebenen heute noch aktuell sind. Das war gut zu sehen.

Lieber Michael, vielen Dank für das Gespräch.

Über das Tenure-Track-Programm am CISPA

Um aufstrebenden Wissenschaftler:innen eine langfristige Perspektive zu eröffnen, hat CISPA ein spezielles Karriereförderprogramm aufgesetzt. Es ähnelt stark dem Tenure-Track-Programm, das Bund und Länder an den deutschen Universitäten zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses seit 2016 etablieren. Im Tenure-Track des CISPA müssen die Forschenden beweisen, dass sie im internationalen Wettbewerb bestehen können. Dazu gehört es Publikationen auf Top-Konferenzen einzureichen, den wissenschaftlichen Nachwuchs zu betreuen, Kooperationen aufzubauen und Drittmittel einzuwerben. Gelingt ihnen das, werden sie zu „tenured“ Faculty, also leitenden Wissenschaftler:innen „auf Lebenszeit“ ernannt.